Persönliches Statement: Nachhaltigkeit

Persönliches Statement: Nachhaltigkeit

Puh. Wie beginnt man einen Text über ein sehr kontroverses und viel diskutiertes Thema, bei dem man gefühlt nur das Falsche sagen kann, auch wenn man selbst eine ganz klare Meinung dazu hat? Die einzige Möglichkeit auf so eine direkte Frage ist wahrscheinlich eine direkte Antwort. Und bei mir lautet die:

„Ja, es muss tierisches Leder sein. NOCH.“

Die Beweggründe für so eine Antwort sind wie immer vielfältig. Also, let’s go! 

Nachhaltigkeit hat immer viele Facetten für ein Unternehmen. Nachhaltig einkaufen, nachhaltig produzieren, nachhaltig entsorgen, recyceln, nachhaltig wirtschaften, und und und. Was viele Unternehmen in meiner Wahrnehmung aber oft vergessen ist, ihre Kundinnen und Kunden transparent zu informieren und aufzuklären, so dass sie sich ihre eigene Meinung bilden können und im besten Fall zu einer nachhaltigen Handlung entscheiden.

Denn der größte Hebel beim Thema Nachhaltigkeit ist meiner Meinung nach also nicht die Produktion (die natürlich auch wichtig ist – dazu komme ich später), sondern viel mehr die Nachfrage – also das Kaufverhalten der Kunden.

Wenn du auf der Seite von BAGS & PIECES gelandet bist, hast du wahrscheinlich vielen anderen Konsumentinnen auf der Welt schon eine große Erkenntnis voraus: Selbstgemacht ist cool!

Aber nur, wenn es nicht unbedingt wie selbstgemacht aussieht, sondern trotzdem wie ein Fashion Piece, das du lange und mit großer Wertschätzung trägst. Und genau hier, nämlich beim Thema Langlebigkeit und Wertschätzung befindet sich der Hebel, mit dem jede einzelne Person beim Thema Nachhaltigkeit viel bewegen kann. Deshalb ist es unser oberstes Ziel bei BAGS & PIECES ein Produkt zu kreieren, das besonders langlebig ist und mit so viel Wertschätzung getragen wird, dass es gehegt und gepflegt wird und nicht in der letzten Ecke deines Kleiderschrankes verschwindet.

Hand aufs Herz: Würdest du jemals deine geliebte selbstgemachte Crossbody mit fünf anderen Taschen in eine Schublade quetschen, sie in der letzten Ecke deines Kleiderschrankes verstauben lassen, oder drei Mal benutzen und dann auf den Speicher räumen und ihrem Schicksal überlassen? Also ich persönlich NEVER. Und ich habe einige Crossbodies!

Die Voraussetzungen dafür, dass du so nicht mit deiner selbstgemachten Lieblingshandtasche umgehst, sind aber zwei Dinge:

Für meine persönliche Wahrnehmung kann ich an diesen Punkt ganz selbstbewusst einen Haken machen. #proudofmyself

Und hier gibt es keine Diskussion und keine Kompromisse, schließlich wollen wir ja alle viel Freude an unseren Taschen haben.

Wie praktisch, dass ihr wahrscheinlich alle in eurer DIY-Box noch etwas Garn und Kantenfarbe übrig habt, so dass ihr auch in einigen Jahren nochmal nachbessern könnt, sollte das notwendig sein. Und dass die Sattlernaht die wohl stabilste Naht ist, die ihr bei eurer Tasche anwenden könnt, habe ich auch schon oft erklärt. Also auch hier: CHECK!

 

Aber reden wir über Punkt zwei: langlebiges Material. Schließlich will ich meine Ausgangsfrage beantworten: „Muss es unbedingt tierisches Leder sein?“ 

Meine Erfahrungen aus den letzten Jahren von unzähligen Telefonaten mit Lieferanten, stundenlangen Autofahrten durch Italien zu verschiedenen Gerbereien und Messen und gefühlten 9084309824 Tests haben ergeben: die Alternativprodukte sind noch nicht so weit, dass sie qualitativ mit Echtleder mithalten können. Das so zu lesen ist sicher keine tolle Nachricht, aber es ist meine Wahrnehmung.

Leder ist: ein Naturprodukt, zäh, aber kann trotzdem weich sein, atmungsaktiv, wärmebeständig, lichtecht, resistent gegenüber Verschleiß und reibecht. Außerdem ist die Haptik, also der Griff, nicht vergleichbar mit den aktuell verfügbaren Ersatzprodukten am Markt.

All diese Eigenschaften variieren natürlich je nach der Art der Herstellung des Leders, des Gerbeprozesses und des Finishings. Weshalb wir uns für die Chromgerbung entschieden haben, habe ich im nächsten Abschnitt beantwortet.

 

Zusammenfassend:

Echtleder hat so gute Eigenschaften, dass diese schwer mit Ersatzprodukten zu imitieren sind. Apfelleder, Ananasleder, Pilzleder, Kaktusleder, Weintraubenleder, Eucalyptusleder, Kork – Alternativen gibt es viele, aber am Ende ist keine wirklich Leder.

Bei den von mir getesteten Materialien scheitert es meistens an der Kombination aus zwei Aspekten: der Steifigkeit und Reibechtheit. Wenn die Materialien reibecht sind, sind sie oft so hart, dass man sie nicht verarbeiten kann. Oder sie sind schön weich, aber keineswegs stabil und langlebig. Schon bei der Wahl des richtigen Echtleders für sein Projekt kann man viele Fehler machen. Noch komplizierter wird es mit Alternativen, die aktuell einfach noch keine Alternative sind.

Übrigens: Kunstleder erwähne ich hier bewusst gar nicht erst ausführlich, denn das darf meiner Meinung nach nicht einmal als Alternative zu Leder bezeichnet werden. Weder im Punkt Langlebigkeit, aber noch weniger in Bezug auf Nachhaltigkeit.

Für all die, denen die Problematik nicht bekannt ist, folgt hier die kurze Erklärung: Kunstleder besteht klassischerweise aus Polyurethan, welches aus Erdöl gefertigt wird und bei dessen Produktion enorme Mengen Energie und Wasser verbraucht werden (mehr als bei der Herstellung von Echtleder). Übrigens ist Erdöl ein fossiler, nicht nachwachsender Rohstoff. Deshalb ist Kunstleder für mich nicht mehr und nicht weniger als das, wie man eigentlich Produkte aus Polyurethan nennt: nämlich Plastik.

Um abschließend also auf die Antwort meiner Ausgangsfrage zurückzukommen: Ja, es muss tierisches Echtleder sein. Noch.

Das heißt nicht, dass das immer so sein wird, es herrscht aktuell viel Innovation in diesem Bereich und das ist auch gut so! Aber aktuell ist Echtleder für mich alternativlos, wenn es darum geht ein langlebiges und qualitativ hochwertiges Accessoire anzubieten, das euch ein Leben lang begleitet.

Meine Fast-Namensvetterin Vivienne Westwood hat es schon 2017 auf den Punkt gebracht: Buy less, choose well, make it last. 

Also in diesem Sinne alles Liebe für euch,
Vivian

 

P.S.: Hier kommt noch ein kleiner Disclaimer

Ich bin weder Branchenexpertin oder Chemikerin, noch kenne ich jedes erdenkliche Ersatzprodukt auf dem Markt. Geschweige denn habe ich sie ALLE getestet. Und sicher bestätigen Ausnahmen die Regel. Aber wenn sich dann eine vielversprechende Ausnahme findet, dann ist sie entweder mit Mindestmengen von gefühlten 2.000 Crossbodies pro Farbe verbunden oder mit einer Farbauswahl von drei verschiedenen Farben (buuuuh) oder mit Preisen, die von nur sehr wenigen Kundinnen am Ende wirklich gezahlt werden würden.

Ich bin super gespannt, wie sich die Alternativen weiterentwickeln und verfolge mit Neugier, welche Innovationen wir in diesem Bereich noch erwarten können. Irgendwann wird es sicher Alternativen geben, die mit Echtleder mithalten können – wenn dem so ist, bin ich offen für neue Tests und halte euch sehr gerne auf Social Media auf dem Laufenden. Aber bis dahin bleiben wir bei dem Material, das sich sogar noch besser streicheln lässt als Stoffe: Leder.

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